Vogel des Jahres 2025: Der Hausrotschwanz

Vogel des Jahres 2025: Der Hausrotschwanz

Jedes Jahr küren Naturschutzverbände in Deutschland einen Vogel des Jahres, um auf eine besondere Art und ihre Lebensräume aufmerksam zu machen. 2025 fiel die Wahl – nach einer öffentlichen Abstimmung mit über 143.000 Teilnehmern – auf den Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros). Dieser sympathische Singvogel ist vielen Familien als häufiger Gast in Siedlungen bekannt und trägt wegen seines rostroten Schwanzgefieders im Volksmund den liebevollen Namen “Rotschwänzchen”. Doch was macht den Hausrotschwanz so besonders, und warum verdient er gerade jetzt unsere Aufmerksamkeit? In diesem umfangreichen Porträt lernen wir seinen Lebensraum, Gesang und Verhalten kennen, erfahren, wie man Männchen und Weibchen unterscheidet, welchen Herausforderungen er gegenübersteht und wie wir ihm im eigenen Garten helfen können.

Als Vogel des Jahres 2025 rückt der Hausrotschwanz ins Rampenlicht – ein Vogel, der stellvertretend für naturnahe Gärten und artenreiche Siedlungen steht. Schon vor Sonnenaufgang hört man seinen unverwechselbaren Gesang: Er beginnt etwa 70 Minuten vor der Dämmerung und klingt laut, teils melodiös und teils knirschend. Mit seinem mutigen „Mut zur Lücke“-Wahlslogan macht der kleine Vogel zugleich auf ein wichtiges Thema aufmerksam: unsere modernisierten Gebäude bieten ihm immer weniger Schlupfwinkel zum Nisten. Höchste Zeit also, diesen gefiederten Nachbarn einmal genauer vorzustellen!

1. Lebensraum und Vorkommen

Hausrotschwanz auf Zaun

Der Hausrotschwanz ist ursprünglich ein Bewohner steiniger Berglandschaften – deshalb wurden die Tiere früher auch „Gebirgsrotschwänze“ genannt. Heimat auf Zeit fand der flinke Insektenjäger aber längst auch im Flachland: Bereits seit dem 18. Jahrhundert hat er sich vom Gebirge aus in weite Teile Europas und Deutschlands ausgebreitet. Heute begegnet man ihm vom Frühling bis zum Herbst in fast allen Regionen Deutschlands, vor allem in Dörfern und Städten. Unsere Häuser sind für ihn wie künstliche Felsen; als typischer Kulturfolger hat der Hausrotschwanz unsere Siedlungen erobert und fühlt sich in Gärten, Hinterhöfen und Parks ausgesprochen wohl. Dabei bevorzugt er eher offene, strukturreiche Umgebungen – man sieht ihn oft auf Mauern, Zäunen oder Dächern sitzen, von wo aus er sein Revier überblickt.

Als Gebäudebrüter nutzt der Hausrotschwanz Nischen und Spalten an Bauwerken zur Aufzucht seiner Jungen. In Mauerritzen, unter Dachvorsprüngen oder auf Balken und Regenrinnen baut er sein napfförmiges Nest aus Halmen und Moos. Selbst ungewöhnliche Plätze schrecken ihn nicht ab: So wurden Nester schon in Carports, Schuppen oder sogar auf selten genutzten Gerätschaften gefunden. Diese Nähe zum Menschen ist typisch – kaum ein anderer Wildvogel nistet so selbstverständlich an unseren Häusern. Für Familien mit Garten bedeutet das: Der Hausrotschwanz ist ein Nachbar auf sechs Beinen (bzw. Flügeln), den man mit etwas Glück direkt am Haus beobachten kann.

Meist verbringt der Hausrotschwanz nur die wärmere Jahreszeit bei uns. Zugvogel: Im Herbst, etwa ab Ende September, zieht der Großteil der mitteleuropäischen Hausrotschwänze Richtung Süden, um im Mittelmeerraum und Nordafrika zu überwintern. Schon im späten Winter (Februar/März) kehren die ersten Sänger aus ihren Winterquartieren zurück, um unsere Gärten wieder mit ihrem Trillern zu beleben. Interessant ist, dass in den letzten Jahren vermehrt Hausrotschwänze auch in Deutschland überwintern – vermutlich begünstigt durch milde Winter und den Klimawandel. So kann es vorkommen, dass man sogar im Dezember einen Hausrotschwanz im Garten huschen sieht. Insgesamt gilt die Art aber noch immer als Zugvogel, der von März bis Oktober zuverlässig in unseren Breiten anzutreffen ist.

2. Gesang und Verhalten

Hausrotschwanz singt

Früher Vogel: Der Hausrotschwanz macht dem Sprichwort „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ alle Ehre. Er gehört zu den allerersten Sängern in der Morgendämmerung und beginnt bereits rund 70 Minuten vor Sonnenaufgang mit seinem Lied. Sein Gesang ist unverwechselbar – allerdings nicht im klassischen Sinn schön, sondern eher rau und abwechslungsreich. Typisch ist eine Mischung aus klirrenden und kratzenden Tönen, gefolgt von melodischen Pfeiftönen. Manche vergleichen den Mittelteil seines Vortrags mit dem Geräusch einer quietschenden Gartenpumpe. Dennoch hat diese Stimme ihren eigenen Charme: Laut und klar verkündet der „Rotschwanz“ damit sein Revier. Tagsüber lässt er häufiger einen scharf klingenden Ruf hören, der wie „fiiist“ klingt – ein Alarmruf, mit dem er Artgenossen oder Feinde warnt.

Auch im Verhalten zeigt der Hausrotschwanz interessante Eigenarten, die selbst Kindern schnell auffallen. Zum einen wippt oder zittert er ständig mit seinem namensgebenden Schwanz – fast so, als könne er vor Aufregung nicht stillhalten. Dieses stete Zittern der rotbraunen Schwanzfedern in Kombination mit einem leichten „Knicksen“ (einem Auf-und-ab-Hüpfen auf den Beinchen) ist sein Markenzeichen. Zum anderen ist der Hausrotschwanz unglaublich flink und wendig: Häufig sieht man ihn innerhalb seines Reviers hin- und herflitzen, von einem Aussichtspunkt zum nächsten. Er jagt Insekten sowohl am Boden als auch in der Luft – ähnlich einem Fliegenschnäpper schnappt er sich fliegende Mücken und Schmetterlinge mit kurzen Ausflügen in der Luft. Auf dem Boden hüpft er ruckartig nach vorne, bleibt stehen, wippt mit dem Schwanz und stürzt sich dann auf ein Spinnchen oder einen Käfer. Flugkünstler ist er obendrein: Beim Singflug steigt das Männchen steil in die Höhe und segelt mit vibrierenden Flügelschlägen wieder herab, während es seinen schmetternden Gesang erklingen lässt. All diese Verhaltensweisen – vom frühen Singen bis zum Schwanzwippen – machen den Hausrotschwanz zu einem spannenden Gartenvogel, den man mit etwas Geduld wunderbar beobachten kann.

3. Unterscheidungsmerkmale von Männchen und Weibchen

Auf den ersten Blick wirken Hausrotschwanz-Männchen und -Weibchen unscheinbar – beide sind etwa 13–15 cm groß (ungefähr spatzengroß) und relativ schlank gebaut. Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich deutliche Unterschiede im Federkleid. Das Männchen trägt ein schickes dunkles “Abendkleid”: Ältere Männchen sind überwiegend rußschwarz bis dunkelgrau gefärbt und besitzen ein markantes schneeweißes Flügelfeld am Flügel. Diese weiße Flügelfleckung wirkt wie ein kleines Abzeichen und ist ein zuverlässiges Erkennungsmerkmal für männliche Hausrotschwänze. Gelegentlich weisen Männchen auch einen hellen Stirnfleck auf, und ihre Brust ist tief dunkelgrau gefärbt. Im Kontrast dazu leuchtet der Schwanz beim Männchen besonders kräftig in Rostrot – weshalb man ihn im englischen Sprachraum auch „Black Redstart“ nennt. Im folgenden Bild ist ein Männchen zu sehen:

Männlicher Hausrotschwanz

Das Weibchen des Hausrotschwanzes ist deutlich schlichter gefärbt. Sein Gefieder erscheint einheitlich graubraun bis graubeige, ohne auffällige Zeichnungen. Es fehlen sowohl die schwarzen Kontraste als auch der weiße Flügelfleck des Männchens. Lediglich der Schwanz ist auch beim Weibchen rot-orange gefärbt – das gemeinsame Merkmal beider Geschlechter. Da dem Weibchen jedoch der auffällige weiße Flügelfleck und das tiefe Schwarz fehlen, wirkt es insgesamt deutlich unscheinbarer. Jungvögel im ersten Jahr ähneln übrigens den Weibchen: junge Männchen sind zunächst ebenfalls graubraun und bekommen ihr dunkles „Männerkleid“ erst mit der nächsten Mauser. Im folgenden Bild ist ein weiblicher Hausrotschwanz zu erkennen:

Weiblicher Hausrotschwanz

Im Alltag kann man die Geschlechter also relativ leicht auseinanderhalten, sobald man weiß, worauf zu achten ist. Ein schwarzgrauer Vogel mit orangerotem Schwanz und hellem Flügelfleck – das ist Herr Rotschwanz. Ein bräunlich-grauer Vogel mit orangerotem Schwanz, aber ohne weiße Flecken – das ist Frau Rotschwanz. Für Kinder ist es ein tolles Spiel, im Garten oder Park nach diesen Unterschieden zu suchen. Hat man einmal beide gesehen, erkennt man: Sie mögen zur selben Art gehören, sehen aber fast aus wie zwei verschiedene Vögel! Übrigens wird der Hausrotschwanz manchmal mit seinem Verwandten, dem Gartenrotschwanz, verwechselt. Doch keine Sorge – der Gartenrotschwanz-Mann ist viel farbiger (mit orangefarbener Brust und heller Stirn) und insgesamt deutlich seltener in unseren Gärten. Der Hausrotschwanz bleibt der häufigere „Rotschwanz“ an Haus und Hof.

4. Schutzstatus & Herausforderungen

Der Hausrotschwanz ist nicht gefährdet – und genau deshalb ein Symbol dafür, dass wir häufige Arten nicht aus dem Blick verlieren dürfen. Zwei Hauptprobleme machen ihm dennoch zu schaffen: fehlende Brutplätze an modernen, „versiegelten“ Häusern und der Rückgang von Insekten durch Pestizide und sterile Gärten. Als Gebäudebrüter braucht er Nischen, Ritzen und Spalten – sein Wahlspruch „Mut zur Lücke!“ ruft dazu auf, gezielt Platz für die Natur zu lassen. Auch der Insektenschwund trifft ihn hart: Ohne Käfer, Raupen & Co. findet er keine Nahrung für sich und seine Jungen.

Dazu kommen weitere Risiken wie Hauskatzen, Extremwetter und der Klimawandel, der Brutzeiten und Nahrungsangebot aus dem Gleichgewicht bringen kann. Der Hausrotschwanz zeigt: Selbst robuste Arten brauchen unsere Aufmerksamkeit – bevor es zu spät ist.

5. So helft ihr dem Hausrotschwanz im Garten

Hausrotschwanz

Ob Balkon, Garten oder Hausfassade – mit einfachen Mitteln lässt sich viel tun:

  1. Nistkästen aufhängen: Hausrotschwänze bevorzugen sogenannte Halbhöhlen – Nistkästen mit einer weiten Öffnung nach vorn. Ideal platziert sind sie in etwa 2–3 Metern Höhe, wettergeschützt unter dem Dach oder an einer ruhigen Hauswand. Wer selbst Hand anlegen möchte, findet hier beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) eine leicht verständliche Anleitung zum Bau eines passenden Halbhöhlen-Nistkastens in deutscher Sprache.
    Oder ihr kombiniert praktischen Vogelschutz mit spannender Naturbeobachtung: Unser Nistkasten mit Kamera bietet dem Hausrotschwanz natürlich ebenfalls ein ideales Zuhause – und euch faszinierende Einblicke ins Brutgeschehen direkt am Bildschirm.
  2. Insekten fördern: Heimische Pflanzen, Wildblumen, Totholz und keine Pestizide – so entsteht ein lebendiger Garten.
  3. Strukturreiche Ecken schaffen: Steinhaufen, offene Bodenstellen oder alte Mauern helfen beim Nahrungssuchen und Beobachten.
  4. Brutplätze am Haus erhalten: Bei Sanierungen Nistmöglichkeiten einplanen oder erhalten – etwa Niststeine oder offene Gartenhütten.
  5. Beobachten & Staunen: Mit Fernglas und Geduld wird der Hausrotschwanz zum Star im eigenen Garten – besonders für Kinder ein tolles Erlebnis.

Rückblick & Ausblick

Nach dem Kiebitz (2024) und dem Braunkehlchen (2023) lenkt 2025 der Hausrotschwanz den Blick auf naturnahe Gärten und den Schutz vertrauter Arten. Helfen wir ihm, damit sein fröhlicher Gesang unsere Gärten auch morgen noch erfüllt. Wer wissen will, welche Vögel bisher gekürt wurden – hier geht’s zur Liste aller Jahresvögel. Und wer schon neugierig auf 2026 ist: Unsere Favoriten und Prognosen stehen auch schon bereit!

Jetzt seid ihr dran: Welcher Vogel hätte eurer Meinung nach den Titel verdient? Teilt eure Favoriten gern in den Kommentaren – wir sind gespannt!

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.