
Winter, Frühling, Sommer, Herbst – wann brauchen Vögel Futter und unsere Hilfe?
Die Fütterung von Wildvögeln im Garten ist für viele Familien eine schöne Möglichkeit, Natur hautnah zu erleben. Besonders im Winter stellen wir gern Futterhäuschen auf, doch wie sieht es im Frühling, Sommer und Herbst aus? Sollten wir Vögel füttern nur in der kalten Jahreszeit – oder Ganzjahresfütterung betreiben? Tatsächlich ist das Thema umstritten: Während die Winterfütterung weithin akzeptiert ist, wird das Füttern in Brutzeit und Sommer selbst unter Fachleuten heiß diskutiert. Klar ist aber auch, dass echter Vogelschutz mehr umfasst als das Füttern. Entscheidend sind gute Lebensbedingungen im Garten – von geeigneten Nistplätzen bis zu natürlichen Nahrungsquellen. Gleichzeitig kann eine richtige Vogelfütterung ein Hilfe für die Vögel und ein tolles Naturerlebnis sein. Der Naturschutzbund (NABU) betont, dass richtig betrieben die Vogelfütterung vor allem im Winter eine wertvolle Unterstützung und gleichzeitig Naturbildung ist. Insbesondere Kinder können durch das Füttern heimischer Wildvögel viel über Vogelarten lernen und spannende Beobachtungen machen. Moderne Technik wie ein Vogelfutterhaus mit Kamera macht es sogar möglich, die gefiederten Besucher aus nächster Nähe zu beobachten, ohne sie zu stören – ein faszinierendes Erlebnis für Gross und Klein im Familienalltag.
Im Folgenden sehen wir uns saisonale Unterschiede an: Wann brauchen die Vögel Futter und unsere Hilfe im Winter, Frühling, Sommer und Herbst? In 5 Schritten – von Dezemberfrost bis Herbsternte – gibt es praktische Tipps, wie du den Tieren helfen kannst. (Und wenn du wissen möchtest, welches Futter welche Vogelart am liebsten mag, findest du dazu Infos im Blog-Artikel „Welches Vogelfutter passt zu welcher Vogelart?“ 😉).
1. Winter – Lebensrettung in der kalten Jahreszeit

Winterzeit ist Fütterungszeit. In Deutschland fangen viele bereits im Spätherbst an, ein Vogelhaus oder Futtersilo aufzustellen. Spätestens wenn der erste Frost und Schnee kommen, sind Futterstellen für die Vögel ein willkommener Rettungsanker. Denn eine geschlossene Schneedecke und gefrorener Boden erschweren es Wildvögeln, genügend natürliche Nahrung zu finden. Jetzt können wir mit energiereichem Vogelfutter aushelfen. Wichtig: Sobald du im Winter zuzufüttern beginnst, solltest du durchgehend bis zum Frühlingsende dabei bleiben – die Vögel verlassen sich auf die Futterquelle, besonders bei strengem Frost.
Eine Winterspeisekarte für Gartenvögel enthält vor allem fetthaltige Sämereien und Nüsse. Beliebt und fast von allen Arten gefressen sind z. B. Sonnenblumenkerne – sie bilden ein gutes Basisfutter. Körnerfresser wie Meisen, Finken oder Sperlinge mögen auch andere Samen (Hirse, Hanf, Mohn) und Erdnüsse. Weichfutterfresser (Rotkehlchen, Amseln, Zaunkönige usw.) bevorzugen hingegen weiche Nahrung: etwa Haferflocken, Rosinen, kleingeschnittenes Obst oder getrocknete Beeren. Fertige Meisenknödel oder Fettfutter-Mischungen kombinieren Körner mit Fett und helfen besonders kleinen Vögeln, genügend Kalorien zu bekommen. Achte darauf, ungesalzene Nüsse und Saaten zu verwenden. Gesalzenes oder gewürztes Futter ist tabu – Speck, Salzkartoffeln oder gewürzte Speisereste dürfen keinesfalls ins Vogelhäuschen. Auch Brot eignet sich nicht: Es quillt im Vogelmagen auf und verdirbt schnell. Besser sind natürliche Energiequellen. Zum Beispiel kannst du selbst günstiges Fettfutter herstellen, indem du Körner und Haferflocken in geschmolzenes ungesalzenes Fett (Rinderfett oder Pflanzenfett) einrührst und auskühlen lässt – etwa als Meisenknödel oder in halben Kokosnussschalen. Solche DIY-Leckerbissen kosten wenig, machen Spass in der Zubereitung und liefern Vögeln wichtige Nährstoffe.
Bei der Winterfütterung gilt Qualität vor Quantität: Lieber hochwertiges Futter in angemessener Menge anbieten als billige Mischungen, die häufig viel Füllmaterial (z. B. Weizenkörner) enthalten. Viele Vögel fressen diese günstigen Füllstoffe nicht und werfen sie aus dem Futterhaus – was am Boden Schädlinge anlocken kann. Stelle also nur so viel Futter bereit, wie an einem Tag gefressen wird, und fege alte Futterreste regelmäßig weg. Sehr praktisch sind Futtersilos oder -säulen, bei denen die Körner trocken bleiben und die Vögel nicht im Futter herumlaufen (dadurch bleibt alles sauber). Amseln und andere bodenfressende Arten kannst du mit separaten Bodenschalen versorgen – aber nur, wo keine Katzen hinkommen. Apropos: Platziere die Futterstelle immer so, dass Katzen keine Schleichwege haben. Ideal ist ein freistehender Platz mit etwas Abstand zu dichtem Gebüsch, aber ein paar Büsche oder Bäume in 3–5 m Entfernung als Deckung. So fühlen sich die Vögel sicher und können trotzdem schnell Deckung suchen.
Zusätzlich zum Futter schadet eine Wasserstelle auch im Winter nicht – an frostfreien Tagen trinken und baden die Vögel gern. Bei starkem Frost friert die Schale allerdings ein; hier kannst du morgens lauwarmes Wasser anbieten oder spezielle beheizbare Tränken nutzen. Hygiene ist im Winter etwas weniger kritisch als im Sommer, doch trotzdem wichtig: Reinige Futterhäuschen alle paar Wochen gründlich mit heißem Wasser (ohne Chemie). Entferne täglich Kot und feuchte Futterreste, damit sich keine Krankheiten wie Salmonellen ausbreiten. Wenn du einmal einen kranken oder toten Vogel an der Futterstelle findest, brich die Fütterung sicherheitshalber ab und säubere alles gründlich. Mit sauberem Futterplatz, gutem Futter und etwas Geduld wirst du aber im Winter meist eine rege Betriebsamkeit beobachten können. Das ist nicht nur für die Wildvögel überlebenswichtig, sondern bereitet auch uns Menschen Freude – Vögel füttern ist im Winter Hilfe und Naturschauspiel zugleich.
2. Frühling – Ausklingen lassen und Brutzeit unterstützen

Im Frühling findet die Natur wieder mehr Nahrung – soll man da noch füttern? Die traditionelle Empfehlung war, die Vogelfütterung nach dem Winter zu beenden. Heute raten Fachleute jedoch, die Fütterung im März/April nur langsam ausklingen zu lassen. Der Grund: Gerade Spätwinter oder Frühlingseinbrüche können noch einmal Nahrungsknappheit bringen. Wenn es z. B. Ende März plötzlich wieder schneit oder friert, sind früh zurückgekehrte Zugvögel und geschwächte Wintervögel froh über jede Futterhilfe. Halte also etwas Futter bereit, falls das Wetter verrückt spielt. Ansonsten kannst du im Frühjahr nach und nach weniger füttern, damit die Vögel sich wieder vermehrt in der Natur bedienen. Viele Wintergäste ziehen jetzt weiter und die heimischen Vogelarten finden Insekten, Knospen und Samen im erwachenden Garten.
Die Brutzeit stellt besondere Anforderungen an Vogeleltern. Von etwa April bis Juni sind unsere Gartenvögel damit beschäftigt, Nester zu bauen, Eier auszubrüten und hungrige Jungvögel zu füttern. Brauchen Vögel Futter im Frühling? Grundsätzlich kommen heimische Vögel auch ohne Zufütterung durch die Brutzeit, wenn ihr Lebensraum genug hergibt. Du kannst aber punktuell helfen: etwa bei schlechtem Wetter (Dauerregen oder Kälteeinbruch), wenn Insekten und Würmer schwer zu finden sind. In solchen Phasen kannst du wieder Futter anbieten – am besten jedoch nicht nur Körner, sondern proteinreiche Kost. Jungvögel wachsen nur mit eiweissreicher Nahrung gesund heran, in der Natur vor allem Insekten. Erhalten die Eltern nur Körnerfutter und geben es an die Nestlinge weiter, drohen Mangelernährung oder Verdauungsprobleme. Besser ist es, im Frühling Lebendfutter bereitzustellen: Lebende oder getrocknete Mehlwürmer etwa liefern Protein und Kalzium. Auch spezielles Insektenfutter oder Mischungen mit getrockneten Insekten kann angeboten werden – viele Wildvogelfutter-Hersteller bieten “Sommerfutter” oder “Ganzjahresfutter” mit Insekten an. Wem das zu aufwendig ist, der kann alternativ weiches Futter wie Haferflocken, klein gehackte Erdnüsse und Rosinen reichen. Wichtig: Ganze Erdnüsse oder grobe harte Körner nur in einem feinmaschigen Erdnuss-Spender anbieten, sodass die Vögel die Nüsse erst zerkleinern müssen. So verhinderst du, dass Eltern versehentlich zu grosse Brocken an ihre Küken verfüttern, die dann im Kropf steckenbleiben könnten. Alternativ kannst du Erdnüsse selbst mit dem Mörser zerkleinern – dann sind sie für Alt- und Jungvögel leichter verdaulich.
Ein weiterer Aspekt im Frühling: Nistkästen und Gartengestaltung. Vögel “brauchen unsere Hilfe” jetzt vor allem in Form von geeigneten Brutplätzen. Unterstütze die Piepmätze, indem du im Februar/März Nistkästen aufhängst (für Meisen, Spatzen & Co.) oder alte Kästen reinigst. Einfache Holz-Nistkästen lassen sich auch DIY bauen – ein tolles Projekt mit Kindern an einem März-Wochenende! Achte darauf, den Kasten wettergeschützt aufzuhängen, katzensicher und mit freier Anflugbahn. Manche Vogelarten nutzen auch angebotene Nistmaterialien: Lege z. B. etwas natürliches Baumwollband, Schafwolle oder Tierhaare (ausgebürstetes Haustierfell) in eine Netztasche im Garten aus – Meisen und Spatzen picken sich gern weiches Material fürs Nest. Noch wichtiger ist ein naturnaher Garten: Im Frühling bedeutet das, keine Pestizide einzusetzen und möglichst auf “Ordnung” zu verzichten. Jeder Käfer und jedes Unkraut im Garten ist potenzielles Futter für Jungvögel! Blühende heimische Pflanzen ziehen Insekten an, welche die Vogeleltern eifrig einsammeln. Kurz gesagt: Mit einer vogelfreundlichen Gartengestaltung schaffst du die besten Voraussetzungen, damit die Vogelfamilien durch den Frühling kommen – die Fütterung ist dann nur das Tüpfelchen auf dem i.
3. Sommer – Füttern mit Bedacht & Wasser anbieten

Spätestens im Sommer hören viele mit dem Füttern auf. Die Natur hält jetzt doch genug bereit, oder? Tatsächlich finden Vögel im Sommer normalerweise reichlich Insekten, Beeren und Saaten. Trotzdem setzen sich immer mehr Vogelbeobachter für eine Ganzjahresfütterung ein, da unsere Kulturlandschaft vielerorts verarmt ist (Pestizideinsatz und aufgeräumte Gärten reduzieren das natürliche Nahrungsangebot). Nach der Brutzeit schwirren außerdem deutlich mehr gefiederte Mäuler herum als im Winter – all die jungen Vögel vom Frühjahr suchen nun Futter. Oft ist daher eine Sommer-Futterstelle sogar noch stärker besucht als im Winter. Das kann ein großartiges Schauspiel im Garten sein und den Altvögeln hilft es, bei Kräften zu bleiben. Aber: Die Sommerfütterung erfordert besondere Sorgfalt, damit sie den Vögeln nützt und nicht schadet. Wichtig ist vor allem die Hygiene am Futterplatz, weil warme Temperaturen Krankheitserreger sprießen lassen. Im Sommer können sich an feuchten Futterresten schnell Bakterien, Pilze oder Parasiten (wie Trichomonaden) vermehren. Deshalb gilt: Futterstelle täglich reinigen! Am besten jeden Tag altes Futter entfernen, mit heißem Wasser auswaschen und trocknen lassen. Verwende kleine Futtermengen, die innerhalb weniger Stunden gefressen werden, statt große Rationen, die verderben. Sollte dir ein kränkelnder Vogel (aufgeplustert, apathisch) auffallen, oder findest du gar einen toten Vogel, sofort alle Futter- und Trinkstellen abbauen und desinfizieren – und eine Pause einlegen. Die Gefahr von Epidemien ist im Sommer real, daher muss man hier mit Verantwortungsbewusstsein handeln.
Neben maßvollem Füttern steht im Sommer vor allem Wasser im Mittelpunkt. Trink- und Badestellen sind jetzt mindestens so wichtig wie Futter! Pfützen und Bäche trocknen oft aus, sodass Vögel Schwierigkeiten haben, ihren Durst zu stillen. Stelle daher unbedingt eine Vogeltränke auf: Eine flache Schale (z. B. Blumenuntersetzer) mit 2–5 cm Wasser genügt. Lege einen größeren Stein hinein, damit auch kleine Vögel sicher landen können. Dieses einfache Vogelbad wird in heißen Sommerwochen rege besucht – zum Trinken und zum Baden, was beim Gefiederputz hilft und Kühlung verschafft. Wichtig: Wechsel das Wasser täglich (am besten morgens) und reinige die Schale bei jedem Wasserwechsel mit heißem Wasser. So verhinderst du, dass sich Keime im stehenden Wasser ausbreiten. Positioniere die Tränke ebenfalls katzensicher (freistehend mit Rundumsicht), damit die badenden Vögel nicht überrascht werden.
Wenn du Vögel füttern möchtest im Sommer, kannst du prinzipiell ähnliche Futtermischungen wie im Winter verwenden. Allerdings sollten Sommerfutter möglichst fettarm und eiweißreich sein. Viele Vogelarten haben jetzt eher Appetit auf kleinere Sämereien, Getreideflocken und vor allem Insekten. Spezielle Sommerfuttermischungen enthalten z. B. fettreduzierte Saaten (wie Hirse, Hafer, Hanf, Salatsamen) und getrocknete Insekten. Amseln und andere Weichfresser freuen sich über Obststückchen oder Rosinen – aber die musst du bei Hitze häufig austauschen, da Obst schnell gärt oder schimmelt. Fettfutter wie klassische Meisenknödel ist im Hochsommer weniger geeignet: zu fettreich und bei Wärme werden sie ranzig. Auch grosse Nüsse und Sonnenblumenkerne solltest du in der Sommerfütterung eher vermeiden oder nur in Maßen anbieten. Diese energiereichen Brocken sind für Altvögel zwar lecker, aber für Jungvögel schwer verdaulich – im schlimmsten Fall führen sie zu tödlichen Darmverschlüssen bei Nestlingen. Setze stattdessen auf kleinere Saaten und Insekten. Was im Sommer immer gestrichen werden muss: Brot und Speisereste. Brot quillt bei Feuchtigkeit auf, und Essensreste mit Salz/Gewürzen sind gefährlich für die Vogelgesundheit (das gilt übrigens zu jeder Jahreszeit).
Die Sommerfütterung kann also durchaus Sinn ergeben, wenn man sie richtig macht. Viele Vogelfreunde – und ihre Kinder – schätzen es, auch im Sommer reges Treiben am Futterplatz zu beobachten. Man sieht jetzt oft ganze Familienverbände: flügge Jungvögel, die mit den Eltern auftauchen und sogar noch betteln. Dieses Naturerlebnis ist ein Hauptgrund, warum selbst Naturschutzorganisationen wie der NABU sagen, dass Füttern denen empfohlen ist, die Spaß daran haben. Vergiss aber nicht, dass du den Vögeln im Sommer am meisten hilfst, wenn du deinen Garten vogelgerecht gestaltest: Ein strukturreicher Garten mit heimischen Wildpflanzen, ungiftigem Insektenleben und Verstecken versorgt viele Arten besser als jede Futterdose. Lass also ruhig mal den Rasen etwas wachsen, erhalte Beerentragende Sträucher (Holunder, Vogelbeere, Himbeere etc.) und verzichte auf Insektengifte. So finden die Vögel genug natürliches Futter – und du kannst dich daran erfreuen, ohne täglich Futterschalen zu spülen.
4. Herbst – Vorbereitung für den Winter & natürliche Futterquellen
Im Herbst schenkt uns die Natur reichlich Früchte, Samen und Beeren. Jetzt kannst du viel für die Vögel tun, ohne überhaupt zu füttern – nämlich durch kluges Gärtnern. Lass im Garten ruhig mal “fünf gerade sein”: Verblühte Stauden stehen lassen, statt alles abzuschneiden! In den getrockneten Samenständen von Sonnenblumen, Disteln, Karden & Co. finden Körnerfresser wie Finken und Zeisige jetzt noch reichlich Nahrung. Herbstfrüchte wie Beeren an Eberesche, Holunder, Vogelbeere oder Hagebuttensträuchern sind ein natürlicher Festschmaus für Amsel, Drossel & Co. Wenn du Laub rechen willst, lass gern Laubhaufen oder Kompost in einer Gartenecke liegen – darin wimmelt es vor Insekten und Würmern, die wiederum Vögel anlocken. Jeder Naturgarten ist jetzt die beste Futterquelle! Heimische Wildkräuter, Gräser und Altgrasstreifen solltest du im Herbst stehen lassen; darin überwintern Insektenlarven, die viele Vögel später fressen. Auch unter Obstbäumen darf gern etwas Fallobst liegen bleiben – Wachholderdrosseln und Rotkehlchen picken gern an angefaulten Äpfeln. Kurz gesagt: Nutze den Herbst, um einen reich gedeckten Tisch für Wildvögel im Garten vorzubereiten. Wer jetzt einen naturnahen Garten hat, hilft den Vögeln viel nachhaltiger als es eine herkömmliche Fütterung könnte.
Gegen Herbstende beginnt dann wieder die klassische Winterfütterung. Viele Vogelbegeisterte fragen sich: Wann soll ich im Herbst mit dem Füttern anfangen? Eine gute Faustregel: Sobald es draußen richtig ungemütlich wird. Im Oktober kann man langsam die Futterspender hervorholen, besonders wenn die Temperaturen fallen. Spätestens ab dem ersten Nachtfrost oder wenn Schnee angekündigt ist, solltest du die Futterstelle “eröffnen”. Einige Experten empfehlen sogar, schon Ende Oktober zu beginnen, damit die Vögel die neue Futterquelle rechtzeitig entdecken und sich daran gewöhnen. Beobachte einfach deine Gartenbesucher: Sobald du merkst, dass weniger Insekten zu finden sind und die ersten überwinternden Vögel aus dem Norden eintreffen (z. B. Bergfinken oder Seidenschwänze können im Spätherbst auftauchen), ist es Zeit. Anfangs reicht eine kleine Menge Futter am Tag; du kannst das Angebot dann je nach Wetterlage im Laufe des Novembers steigern.
Der Herbst ist auch die ideale Zeit, um Vogelfutterhäuser zu überprüfen und zu reinigen, bevor der grosse Ansturm kommt. Falls du ein neues Futterhaus anschaffen oder bauen möchtest, nutze den Herbst dafür – dann steht es pünktlich zum Kälteeinbruch bereit. Vielleicht möchtest du auch in moderne Lösungen investieren, wie ein Futterhaus mit Kamera, um das Geschehen live zu verfolgen (ein tolles Weihnachtsgeschenk für naturbegeisterte Familienmitglieder!). Aber auch einfache Mittel tun ihren Dienst: Zum Beispiel kannst du mit Kindern als herbstliches Bastelprojekt Futterglocken herstellen (Tontöpfe mit Fettfutter füllen) oder Erdnuss-Girlanden auffädeln, die man draußen aufhängt. Solche selbstgemachten Futterspender sind günstig und machen Spass – und im Winter freuen sich die Vögel darüber.
Zusammengefasst: Im Herbst brauchen Vögel weniger zugefüttertes Futter, weil die Natur noch einiges bietet. Unterstütze sie vor allem durch Gartenmassnahmen und indem du Überwinterungsquartiere für Insekten belässt (Laub, alte Stängel etc.). Gegen Ende Herbst kannst du dann nahtlos in die Winterfütterung übergehen, damit kein Vogel hungern muss, wenn die ersten frostigen Nächte kommen.
5. Ganzjährige Fütterung – sinnvoll oder schädlich?

Angesichts schwindender Lebensräume und Insekten fragen sich viele Vogel-Fans, ob man nicht ganzjährig füttern sollte. Die Meinungen dazu gehen auseinander. Alle grossen Naturschutzorganisationen (wie NABU, BirdLife Schweiz, Vogelwarte Sempach) empfehlen derzeit, im Sommer nicht oder nur sehr gezielt zu füttern. Ihr Argument: Die Fütterung nützt vor allem häufigen, an Futterplätzen dominanten Arten, hilft aber seltenen spezialisierten Arten überhaupt nicht. Tatsächlich sieht man an Futterstellen meist maximal 10–15 häufige Vogelarten – Sperlinge, Meisen, Finken, Amseln, Rotkehlchen usw. Gefährdete Arten wie Schwalben, Segler oder seltene Waldvögel kommen gar nicht ans Futterhaus und haben mehr vom Erhalt natürlicher Lebensräume. Artenschutz lässt sich durch Füttern alleine also nicht erreichen. Kritiker betonen zudem, dass eine Fütterung über den Winter hinaus potenziell die natürlichen Ausleseprozesse beeinflusst – auch schwächere Vögel überleben, was im Frühjahr zu mehr Konkurrenz um Reviere führen könnte.
Auf der anderen Seite stehen renommierte Ornithologen wie Prof. Peter Berthold, die Ganzjahresfütterung befürworten. Sie argumentieren, dass wir Menschen den Vögeln bereits so viele Nahrungshabitate genommen haben (durch Landwirtschaft, Städtebau, Insektenschwund), dass wir ihnen im Gegenzug ruhig ganzjährig unter die Flügel greifen dürfen. Berthold und Co. sagen: Den häufigen Arten wie Meisen und Sperlingen geht es dank Fütterung gut – und ohne diese Hilfe wären vielleicht auch sie rückläufig. Dieser Ansatz ist unter Experten zwar umstritten, findet aber immer mehr Anhänger in der Bevölkerung. Viele Leute haben einfach Freude daran, das ganze Jahr über Vögel zu beobachten und ihnen etwas Gutes zu tun. Und tatsächlich: Schaden tut eine sachgerechte Ganzjahresfütterung den Vögeln nicht. Wenn du also Lust hast, auch im Frühjahr und Sommer Futter anzubieten, kannst du das tun – unter Einhaltung der erwähnten Regeln (Hygiene, richtiges Futter, kleine Mengen). Achte besonders im Sommer darauf, dass kein Futter verdirbt oder Jungvögeln schadet. Wenn es eine längere Schlechtwetterperiode gibt, ist Zufüttern sogar ausdrücklich hilfreich, weil die Elternvögel dann ihre Jungen besser durchbringen. Viele Vogelhalter wählen einen Mittelweg: Im Frühjahr lassen sie die Fütterung langsam ausklingen, im Sommer füttern sie nur bei Bedarf (z. B. im eigenen Garten, wenn offensichtlich Mangel herrscht), stellen aber immer Wasser bereit. So gibt es keine Futterabhängigkeit, aber trotzdem Unterstützung, wenn es eng wird.
Unabhängig vom Füttern kannst du das ganze Jahr über etwas für die Vogelwelt tun – nämlich einen vogelfreundlichen Lebensraum schaffen. Ein naturnaher Garten mit Vielfalt an heimischen Pflanzen, wild wachsenden Ecken, Insektenhotels, Hecken und alten Bäumen ist zu jeder Jahreszeit Gold wert. Dort finden Wildvögel von selbst Nahrung und Unterkunft. Zum Beispiel: Wenn du im Sommer deine Wiese blühen lässt und im Herbst Samenstände stehen lässt, brauchen die Körnerfresser kaum zusätzliches Futter. Oder wenn du früh im Jahr Nistkästen aufhängst, hilfst du den Höhlenbrütern Brutplätze zu finden. Fazit: Die künstliche Fütterung ist vor allem im Winter essentiell. In den anderen Jahreszeiten ist sie nicht zwingend nötig – kann aber unter bestimmten Umständen helfen und bereitet uns Menschen Freude. Wichtig ist, sie verantwortungsvoll zu betreiben, um den Vögeln nicht unwissentlich zu schaden. Gleichzeitig sollten wir nicht vergessen, dass langfristig nur die Erhaltung natürlicher Lebensräume und einer artenreichen Umwelt die Vogelbestände sichert.
Zum Glück schließt das eine das andere nicht aus: Du kannst und darfst das ganze Jahr über füttern und trotzdem deinen Garten zum kleinen Vogelparadies machen. 🙂 Wenn du beide Ansätze kombinierst, leistest du einen tollen Beitrag – und bekommst dafür ein buntes Treiben von dankbaren Piepmätzen als Gegenleistung. In diesem Sinne: Vögel füttern nach Jahreszeit macht mit etwas Wissen richtig Freude. Probiere aus, was für deinen Garten und deine gefiederten Gäste am besten passt.
Wie macht ihr das in eurem Garten? 🐦🌱